1754
- 1757 |
Osman III. , der Bruder Mahmuds I, kam im
Dezember 1754 an die Macht. Während seiner kurzen Regierungsperiode
kam es weder zu außen- noch innenpolitischen Konflikten.
Er übernahm die Verwaltungshandhabung seines Vorgängers,
doch waren seine Beamten und Wesire bei weitem nicht so fähig
und wurden oft gewechselt. Osman III liebte es, sich in der Öffentlichkeit
verkleidet zu bewegen, um die Meinung des Volkes auszukundschaften.
Hinrichtungen waren an der Tagesordnung und das Volk selbst litt
unter Armut und Willkür. In den Jahren 1755 und 1756 verwüsteten
große Brände Konstantinopel.
Sultan Osman III starb am 30. Oktober 1757.
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1757 - 1774
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Im Oktober 1757 wurde Mustafa
III zum Sultan erhoben. Bis zum Jahre 1762 unterhielt das Osmanische
Reich friedliche Beziehungen zu seinen Nachbarn. Während der
Regentschaft Katharina der Großen in Rußland kam es
zu aggressiven Grenzübergriffen auf das Khanat der Krim und
auf die osmanischen Gebiete in Georgien. Der Sultan zögerte
lange, erklärte aber schließlich 1768 Rußland den
Krieg, der zur See und auch zu Lande ausgefochten wurde.
Der Krieg wurde von der Zarin, die das Reich völlig vernichten
wollte, mit großer Rücksichtslosigkeit geführt.
Es wurde am Balkan, auf der Krim und in Georgien erbittert gekämpft.
An allen Fronten erlitten die Osmanen empfindliche Niederlagen.
Eine russische Flotte verheerte Städte an der türkischen
Schwarzmeerküste und drang bis zum Bosporus vor.
Eine weitere Flotte, die von der Ostsee her ins Mittelmeer vorgerückt
war, vernichtete am 5. Juli 1770 mit Unterstützung der Engländer
die osmanische Seestreitmacht. Konstantinopel blieb von Kriegshandlungen
verschont. Die Russen eroberten die Krim und die Tataren unterwarfen
sich. Im Jahre 1773 drangen die russischen Truppen erneut in Rumänien
ein, konnten aber Warna und Silistra nicht einnehmen. Der Sultan
starb plötzlich am 24. Dezember 1773 während des Krieges
mit Rußland. Sultan Mustafa III galt als guter Herrscher,
schaffte es jedoch nicht die militärische Desorganisation in
den Griff zu bekommen.
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1774 - 1789
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Abdülhamit I.
Rußland bekam den freien Schiffsverkehr im Schwarzen Meer
und die freie Durchfahrt ins Mittelmeer. Außerdem wurden das
Asowsche Meer, die Krim, die Moldau und die Walachei russisches
Territorium.
Unruhen in Syrien und Palestina mußten gewaltsam niedergeschlagen
werden. Die Perser unter der Führung des Krim Khan fügten
den Osmanen bei Mosul und Basra im Dezember 1776 schwere Verluste
zu. Die "Hohe Pforte" mußte tatenlos zusehen, wie
sich Österreich der Bukowina bemächtigte. Schließlich
ging auch im Jahre 1778 Bessarabien an die Österreicher verloren.
Sultan Abdülhamid I verstarb am 7. April 1789 an den Folgen
eines Schlaganfalles.
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1789 - 1807
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Selim III.Der Sultan kam im April 1789 an
die Macht und begann sofort umfassende Reformen im Reich durchzuführen.
Zur Beschaffung neuer Finanzmittel wurden Lehn eingezogen und die
Truppen mit Hilfe französischer Militärberater reorganisiert.
Dennoch wurden seine Truppen im Krieg mit Österreich und Rußland
mehrmals vernichtend geschlagen. 1790 schloß man den Friedensvertrag
von Jassy, in dem die alten Vertragsbedingungen von Kücük
Kaynarca erneuert wurden. Der Herrscher legte sehr viel Wert auf
diplomatische Beziehungen mit allen europäischen Ländern,
speziell Frankreich. Das gute Verhältnis zu den Franzosen fand
ein jähes Ende als Napoleon seinen Feldzug nach Ägypten
durchführte. Der Sultan verbündete sich mit den Engländern
um den Aggressor zu bekämpfen. Die Franzosen schlossen im Jänner
1800 einen Waffenstillstand mit den Osmanen, doch wurden die Engländer
vertragsbrüchig und die Truppen des Sultans mußten sich
im März nach erfolglosem Kampf in die Wüste zurückziehen.
Im März 1802 schlossen die Osmanen und Frankreich den Frieden
von Amiens.
In Rumelien mußte die "Hohe Pforte" Aufständische
bekämpfen und in Serbien rebellierten die Großbauern
unter der Führung des Karadjordje (Kara Georg). Die Festung
von Belgrad war seit 1806 unter serbischer Herrschaft. Die Osmanen
konnten die Autonomiebestrebungen der Serben nicht unterdrücken.
Die Janitscharen und andere Reformgegner schlossen
ein Komplott gegen den Sultan und setzten ihn im Mai 1807 ab.
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1807 - 1808
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Mustafa IV. Der neue Sultan
Mustafa IV trat noch im selben Monat die Nachfolge an. Bereits im
Juni 1808 stürmten Anhänger des alten Sultans Selim III
den Palast, wo dieser gefangen gehalten wurde, um ihn wieder auf
den Thron zu setzen. Bevor die Truppen in das Saray eindringen konnten,
wurde Selim III hingerichtet. Die Anhänger Selims sperrten
Mustafa IV vorerst in den Kerker bis ihn der neue Sultan Mahmud
II ermorden ließ.
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1808 - 1839
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Mahmud II. Bis zu seiner Thronbesteigung im Juli 1808,
lebte Mahmud II in Abgeschiedenheit von der Öffentlichkeit.
Er war der Sohn Abdülhamids I und der Französin Aimée
Dubucq deRivery.
Deshalb wurde er auch "Sohn der Französin" und "Der
christliche Sultan" genannt. Der Sultan hatte mit großen
innen- und außenpolitischen Schwierigkeiten zu kämpfen.
Rußland, das seit 1806 die Donaufürstentümer besetzt
hielt und Expansionsbestrebungen zeigte, mußte in Schach gehalten
werden. Auf dem Balkan drohten Aufstände, besonders in Bosnien
und Serbien. In Ägypten waren die Mamluken, die das Land ausbeuteten
und korrupt regierten, zu einem großen Unsicherheitsfaktor
geworden. Mehmed Ali Paê a ließ mit Billigung des Sultans
800 aufrührerische Mamluken-Beys töten. Da die Wahabiten
die heiligen Städte Mekka und Medina erobert hatten, beauftragte
die "Hohe Pforte" im Jahre 1809 Mehmed Ali Paê a
die Ordnung in Arabien herzustellen. Er konnte mit großem
Erfolg die Autorität des Osmanischen Reiches wieder festigen.
Sultan Mahmud II leitete Reformen im Bildungs-, Rechts- und Verwaltungswesen
ein, stieß jedoch auf heftigen Widerstand der Janitscharen.
Die Janitscharen (Yeniceri) hatten ihren Ruf als ruhmreiches Berufsheer
eingebüßt. Ihr Kampfgeist war im Laufe der Jahre geschwunden,
sie trieben Handel, hatten das Heiratsrecht erworben und waren sehr
wohlhabend. Sie wollten nicht auf ihre Bequemlichkeit verzichten.
Zu Zeiten Sultan Murad I um 1362 gab es ca. 1000 Janitscharen und
zu Mahmuds II Zeiten waren es bereits 140.000 Soldaten. Der Sultan
entschloß sich, die Janitscharen endgültig und erbarmungslos
zu vernichten, da er seine Reformbestrebungen sonst nicht verwirklichen
konnte. Auch das Volk stand nicht mehr auf der Seite der "Elitetruppe".
Am 15. Juni 1826 starben 8000 Janitscharen im Kanonenhagel der sultantreuen
Artillerie. In einem Ferman wurde die vollständige Liquidation
aller Janitscharen im Reich angeordnet, die im Jahre 1830 abgeschlossen
war.
Ein Wahrsager hatte Mahmud II verkündet:" Behältst
du sie, wirst du durch sie umkommen. Entledigst du dich ihrer, wirst
du auch umkommen, nur anders." Und so war es.
Das Osmanische Reich war an einen Abschnitt seiner Geschichte gelangt,
an dem es nur noch tragische Alternativen gab. Indem er das Korps
der Janitscharen ausrottete, hatte Mahmud II die tragende Säule
des Reiches aus vier Jahrhunderten gestürzt, und doch konnte
er nicht anders, wollte er dieses Reich doch noch modernisieren.
Auf dem Peloponnes kam es bereits im Jahre 1820 und 1822 zu eher
unbedeutenden Aufständen der Griechen. Im Jahre 1824 erreichten
die Unruhen ihren Höhepunkt in der Belagerung der Stadt Missolonghi.
Der Tod Lord Byrons während der Kampfhandlungen alarmierte
die Westmächte. Die türkische Flotte wurde bei Navarino
im Jahre 1827 von einer britisch-französisch-russischen Seestreitmacht
vernichtet. Durch den Vertrag von Adrianopel 1828 entstand ein unabhängiger
griechischer Staat, der den Peloponnes und einige Inseln umfaßte.
In den letzten Jahren seiner Herrschaft kämpfte Mahmud II
gegen Mehmed Ali Paê a von Ägypten, der seinen Machtbereich
innerhalb des osmanischen Staates ausdehnen wollte.
Sultan Mahmud II starb im Juli 1839 in Istanbul. Er war zwar mit
seinen Staatsreformen nicht sehr erfolgreich, führte aber doch
Modernisierungen in der Gesellschaftsordnung durch. Er schuf eine
Ausbildungsstätte für Ärzte, ein Quarantänesystem,
ließ die erste Volkszählung in Istanbul durchführen,
gründete eine Zeitung, erließ eine neue Kleiderordnung
nach europäischem Vorbild und schuf ein Regierungssystem mit
einem Kabinett von Staatsministern.
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1839 - 1861
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Abdülmecid I. Nachdem Abdülmecid
im Juli 1839 Sultan geworden war, ließ er sofort den Dolmabah¸
e Palast als Privatwohnsitz erbauen. Für die Errichtung des
Palastes waren Unmengen von Geld notwendig, da er mit Marmor, Gold
und den prunkvollsten Einrichtungsgegenständen ausgestattet
wurde. Das große Saray blieb der Regierungssitz.
Unter Sultan Abdülmecid trat die Türkei dem Viererbund
(England, Rußland, Österreich-Ungarn, Preußen)
bei. Im Jahre 1853 drangen russische Truppen in die unter osmanischer
Oberhoheit stehenden Donaufürstentümer ein. Daraufhin
rief der Sultan England und Frankreich, die Rußlands Expansion
in den Mittelmeerraum fürchteten, zu Hilfe. Es kam zum Krimkrieg,
der bis 1856 dauerte und in dessen Verlauf die Festung Sewastopol
auf der Krim erobert wurde. Gemäß der Friedensbedingungen
von Paris 1856 wurden die Dardanellen und der Bosporus für
Kriegsschiffe gesperrt, Serbien, die Moldau und die Walachei unabhängig,
das osmanische Reich behielt aber noch das Oberlehnsrecht.
Ein Erlaß des Sultans im Jahre 1856 gewährleistete Gleichheit
für alle Bürger des türkischen Staates, Nichtmoslems
wurden zum Kriegsdienst zugelassen. Dies führte zu Aufständen
religiöser Gruppierungen. Da Abdülmecid wegen seines verschwenderischen
Lebenswandels und seiner modernen Reichsführung sehr unbeliebt
war, sollte er ermordet werden, doch verstarb er unerwartet im Juni
1861 im Alter von 38 Jahren.
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