1861
- 1876 |
Abdülaziz wurde im Juni 1861 Sultan. Auch er
verschwendete die Staatsgelder für private Zwecke, ließ
prunkvolle Paläste erbauen und feierte teure Feste. Um das
Geld für seinen ausschweifenden Lebensstil zu beschaffen, wurde
das Reich gnadenlos ausgebeutet. Selbständigkeitsbestrebungen
Montenegros und Kretas, das den Anschluß an Griechenland forderte,
wurden im Keim erstickt.
Inzwischen steigerte sich die Verschwendungssucht Sultan Abdülaziz
ins Unermeßliche.
400 Musikanten, 200 Tierwärter, 300 Küchenangestellte
und 400 Stallknechte mußten bezahlt werden. Die Walide kaufte
täglich 50 Seidenkleider und verschenkte sie. Der Sultan kaufte
Panzerschiffe, ohne eine Besatzung dafür zu haben und Lokomotiven,
obwohl es keine Geleise dafür gab. Abdülaziz jagte Hühner
in den Räumen seines Palastes und ließ Soldaten Scheinkämpfe
austragen. Er hatte panische Angst vergiftet zu werden und fürchtete
sich vor Feuer. Jährlich benötigte man 2 Millionen Pfund
für die Ausgaben des Sultans. 1875 war der Staat bankrott.
In Bosnien, Herzegowina und in Bulgarien kam es zu Aufständen
und in der Regierung zu einer Verschwörung gegen den Sultan.
Abdülaziz wurde im Mai 1876 abgesetzt und beging wenig später
Selbstmord.
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1876 - 1876
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Murad V
Murad V bestieg den osmanischen Thron im Juni 1876 und war stark
alkoholabhängig.
Das Kabinett erhoffte sich im neuen Sultan einen Befürworter
dessen Reformen, doch der Herrscher war aufgrund seiner Krankheit
nicht fähig seine öffentlichen und politischen Verpflichtungen
wahrzunehmen. Ein Ärztekollegium erstellte ein Gutachten über
seinen Gesundheitszustand und erklärte ihn für amtsunfähig.
Nach seiner Absetzung verstarb Murad V im August 1904.
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1876 - 1909
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Abdülhamid II kam Im Jahre
1876 an die Macht. Er war der letzte selbständige Autokrat
des osmanischen Reiches. Abdülhamid II kam in einer für das Reich sehr schwierigen
Situation an die Macht, denn Aufstände und Mißwirtschaft
schwächten das ohnehin schon zerfallende Reich noch mehr.
Innerhalb eines knappen halben Jahrhunderts war aus dem "kranken"
ein "sterbender Mann am Bosporus" geworden.
>Sultan Abdülhamid II ließ den Palast YÏ ldÏ
z Köê k erbauen. Im Jahre 1877 witterten die Russen erneut
ihre Chance zum Mittelmeer vorzudringen und erklärten der Türkei
den Krieg. Es wurde gleichzeitig an der Donau, im Schwarzen Meer,
am Balkan und sogar bei Kars an der Kaukasusgrenze gekämpft.
An allen Fronten mußten die Türken erhebliche Niederlagen
hinnehmen. Es war den Russen möglich aus Edirne vorzurücken
und sie kamen bis in die Nähe von Istanbul. Am 31. Jänner
1878 kam es zu einem Waffenstillstand und im darauffolgenden Friedensvertrag
von San Stefano im Jahre 1878 diktierten die Russen den Türken
ihre Bedingungen. Durch diesen Vertrag verloren die Osmanen ihren
ganzen europäischen Landbesitz und durften nur Thrakien bis
zur Stadt Edirne behalten. Serbien, Montenegro, Bulgarien, Bosnien
- Herzegowina und Rumänien wurden selbständig. Außerdem
war es nun den Russen gestattet, die Meerengen in Kriegs- und in
Friedenszeiten zu passieren. Im selben Jahr wollten sie erneut gegen
die Türkei vorgehen, doch wandten sich nun alle europäischen
Großmächte gegen die Russen, um deren Vordringen an das
Mittelmeer zu verhindern. Im Berliner Kongreß wurde der Vertrag
von San Stefano rückgängig gemacht.
Die kriegerischen Auseinandersetzungen der Jahre 1877 und 1878
waren für die Russen nicht von nennenswertem Erfolg gekrönt
und die Türkei verlor nur wenig Land.
Sultan Abdülhamid II wurde zusehends zu einem Tyrannen, der
die Armenier in seinem Reich verfolgen ließ und beschattete
die Bürger durch ein Netz von Spitzeln und Spionen. Im Gegenteil
zu europäischen Großmächten wie Großbritannien,
Frankreich und Österreich-Ungarn, die das osmanische Reich
zu beseitigen versuchten, halfen die Deutschen unter Kaiser Wilhelm
II den Türken ihr Reich zu stärken und ihr stark geschwächtes
Heer neu zu organisieren.Durch die allgemeine Unzufriedenheit gegenüber
dem Sultan angeregt, bildeten die Gegner
Abdülhamids II die Oppositionspartei der "Jungtürken"
im Jahre 1906, deren Führer Enver Paê a war. Es kam zu
bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen, während
dessen eine den "Jungtürken" treue Armee nach Istanbul
marschierte und Sultan Abdülhanid II am 24. August 1908 absetzte.
Er verstarb 1918 in Gefangenschaft in Istanbul.
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1909 - 1918
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Mehmed V verdankte es nur den "Jungtürken"
im April 1909 an die Macht gekommen zu sein. Er war der erste konstitutionelle
Machthaber des osmanischen Reiches.
Gleich zu Beginn seiner Herrschaft mußten die Türken
ihre letzten Hoheitsrechte über Bosnien-Herzegowina aufgeben,
weil es von Österreich-Ungarn besetzt wurde. Bulgarien erklärte
sich ebenfalls für unabhängig. Im Krieg mit Italien im
Jahre 1911 mußten die Türken Tripolitanien und die Stadt
Tripolis selbst abgeben und verloren somit nach Algerien (1830)
und Tunesien (1881) ihre letzten Besitztümer in Nordafrika.
Im Oktober 1912 brach der erste Balkan-Krieg aus, in dem sich alle
Balkanländer gegen die Türkei verbündeten. Sie rückten
auf breiter Front vor. Die Türken mußten schwere Niederlagen
hinnehmen, doch Enver Paê a stellte ein neues Heer auf und
rückte gegen die Bulgaren vor, die Adrianopel belagerten. Er
wurde vernichtend geschlagen und im Mai 1913 wurde ein Waffenstillstand
geschlossen, durch den die Türkei alle europäischen Besitztümer
bis auf Istanbul abgeben mußte. Im Juni 1913 brach der zweite
Balkan-Krieg aus, als Bulgarien seinen Verbündeten Serbien
angriff, weil sich die beiden Nationen nicht über die Aufteilung
des gerade erlangten Landes einigen konnten. Enver Paê a nützte
diese Situation, griff die Bulgaren, die Edirne besetzt hielten
an, und schlug sie. Durch diesen Sieg war die Türkei in der
Lage Ost-Thrakien zu behalten.
Im Ersten Weltkrieg kämpfte die Türkei ab Oktober 1914
an der Seite der Achsenmächte. Zunächst war es den Türken
möglich zwischen Jänner und August 1916 in der Kaukasusregion
unter der Führung Mustafa Kemal Paê as die weit in das
Reich vorgedrungenen Russen aufzuhalten und sogar hinter die Grenzen
zurückzudrängen. Mustafa Kemal gelang es ebenfalls die
Franzosen und Engländer, die an den Dardanellen gelandet waren,
zurückzustoßen und hinderte sie so daran nach Istanbul
vorzudringen. Im Jahre 1917 starteten die Engländer eine Großoffensive
gegen die Türken in Palästina. Die Verteidigungsfront
der Osmanen bei Jerusalem wurde durchbrochen und die Stadt von den
Alliierten besetzt. Mustafa Kemal Pascha errichtete schnell eine
neue Verteidigungslinie bei Damaskus. Jedoch nahmen im Oktober 1918
die Engländer die Stadt ein und die Türken mußten
sich nach Norden zurückziehen, als sie die Nachricht vom Ende
des Ersten Weltkrieges erreichte.
Sultan Mehmed V verstarb überraschend am 2.
Juni 1918 noch bevor der Krieg zu Ende war.
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1918 - 1922
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Mehmed VI (Vadüdiddin)
Der letzte Sultan des einstmals so großen osmanischen Reiches
bestieg am 3. Juni 1918 den Thron. Schon wenige Monate nach seinem
Amtsantritt wurde der Waffenstillstand von Mudros im Oktober 1918
unterzeichnet. Anhänger der "Jungtürken" gingen
ins Ausland.
Enver Pascha kämpfte in Turkmenistan gegen die sowjetische
kommunistische Rote Garde und fiel im Kampf.
Das Reich war für den Sultan unregierbar geworden und es blieb
ihm nichts anderes übrig, als die Friedensbedingungen von Sévres
im Jahre 1920, die von der Entente diktiert wurden, anzuerkennen.
Das osmanische Reich wurde komplett aufgeteilt. Es entstanden griechische,
italienische, englische und französische Territorien, im Osten
die unabhängige Republik Armenien und das autonome Gebiet der
Kurden. Den Türken blieb ein unterentwickelter Landstrich rund
um Ankara, ungefähr von der Größe des ehemaligen
Fürstentums des Ertugrul. Seit dem Kriegsende schickte sich
Mustafa Kemal Pascha an eine Befreiungsarmee aufzubauen, um die
Türkei vor der angehenden Fremdherrschaft zu bewahren.
In den Jahren 1920 bis 1922 gelang es ihm und seinen Truppen die
Russen und Italiener aus der Türkei zu vertreiben. Es war ihm
ebenfalls möglich die Franzosen von den ihnen versprochenen
Gebieten fernzuhalten. Der Kampf gegen die Griechen war auf beiden
Seiten sehr grausam und verlustreich, doch gelang es Mustafa Kemal
Paê a die Griechen aus dem asiatischen Teil der Türkei
zu vertreiben und die Stadt Izmir zurückzuerobern.
Um Ost-Thrakien den Griechen entreißen zu können, durchbrachen
Kemals Truppen die englischen Linien an den Dardanellen bei
anakkale. Die Engländer zogen sich aus der Türkei zurück
und die Griechen mußten die ursprünglichen Grenzen östlich
der Maritza anerkennen.
Am 1. November 1922 setzte die Nationalversammlung auf Drängen
Mustafa Kemals das Sultanat außer Kraft und der letzte Sultan
Mehmed VI mußte das Land verlassen. Er verstarb am 16. Mai
1926 im Exil.
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Gazi Mustafa KamalPascha - Atatürk (Vater der Türken)
proklamierte am 29. Oktober 1923 die Republik und wurde zum ersten
Präsidenten. Er war Staatschef, Parlamentspräsident
und Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Die Türkische
Volkspartei war die einzig zugelassene politische Partei.
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